Górnośląski panteon, czyli polska perspektywa

wochenblatt.pl 2 godzin temu
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Mit Ryszard Kopiec, dem Direktor des Oberschlesischen Pantheons, sprach Andrea Polanski über die Kontroversen um das historische Narrativ der Institution, die Grenzen ihres Statuts, die Kriterien für die Auswahl der zu ehrenden Persönlichkeiten und den Platz der oberschlesischen Identität in der vom Pantheon präsentierten Geschichte.

Noch bevor das Pantheon seine Tätigkeit aufnahm, gab es Kritik, die bis heute anhält. Der von Ihnen geleiteten Institution wird vorgeworfen, die Geschichte der Region zu verflachen, indem sie nur die polnische nationale Perspektive berücksichtigt. Wie reagieren Sie auf diese Vorwürfe? Ist das Oberschlesiertum nur eine Form der polnischen Identität oder ist die polnische Identität nur einer von vielen Aspekten der Identität dieser Region?

Das Oberschlesische Pantheon wurde zum Gedenken an den 100. Jahrestag der Eingliederung eines Teils Oberschlesiens in Polen gegründet, was sich auch in seiner Satzung widerspiegelt. Der Tätigkeitsbereich des Oberschlesischen Pantheons wurde in diesem Dokument sehr genau festgelegt. Während der Kämpfe der Oberschlesier um einen Anschluss an Polen tauchte in der Presse eine abfällige Äußerung des britischen Premierministers Lloyd George auf: „Oberschlesien an Polen abzugeben, ist wie einem Affen eine Uhr zu geben”. Der Dritte Schlesische Aufstand war einer von fünf siegreichen Aufständen, die auf polnischem Gebiet stattfanden. Außerhalb Oberschlesiens wissen nur 10 % der heutigen Bevölkerung über diesen Aufstand Bescheid, daher lohnt es sich, diese historische Botschaft zu verbreiten.

Ryszard Kopiec, Direktor des Oberschlesischen Pantheons.

Die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Eingliederung Oberschlesiens in Polen waren erheblich. Polen entwickelte sich von einem Agrarland zu einem Industrie- und Agrarland. Nach hundert Jahren präsentiert das Pantheon eine vielschichtige Geschichte Oberschlesiens, geschrieben anhand der Lebensläufe seiner Bewohner, die eine Antwort auf die These von L. George darstellt. Das Pantheon zeigt einen Ausschnitt aus der Geschichte Oberschlesiens. Eine vollständigere Darstellung der Geschichte der Region, die die Geschichte seit dem Mittelalter umfassen könnte, um alle kulturellen Kontexte aufzuzeigen, ist eine Aufgabe, die über die Satzung und die organisatorischen und räumlichen Möglichkeiten unserer Kulturinstitution hinausgeht. Ich denke, dass dies eine Aufgabe für das Schlesische Institut und das Schlesische Museum ist, deren Nutzfläche und Personalbestand zehn Mal größer sind als die des Pantheons.

Der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen hat einen Antrag auf Ehrung von fünf herausragenden Persönlichkeiten deutscher Nationalität aus Oberschlesien gestellt: Karl Ulitzki, Eduard Pant, Josef von Eichendorff, Johann Kroll und Ludwig Guttmann. Alle diese Kandidaturen wurden abgelehnt. Eduard Pant und Johann Kroll waren Bürger der Republik Polen und setzten sich im 20. Jahrhundert im Rahmen der demokratischen Freiheiten legal für ihre nationale Minderheit ein. Die Ablehnung ihrer Kandidaturen könnte den Eindruck erwecken, dass das Engagement für polnische Staatsbürger anderer Nationalität als etwas angesehen wurde, das den Interessen Polens zuwiderlief und es nicht wert war, gewürdigt zu werden. War dies tatsächlich die Absicht?

Das Verfahren zur Aufnahme einer Persönlichkeit in das Oberschlesische Pantheon ist in der Satzung festgelegt. Einer der Bestandteile des Verfahrens ist die Stellungnahme des Beratungsgremiums, dem Programmrat des Oberschlesischen Pantheons. Dem Rat gehören Vertreter der Organisatoren, Historiker, Kommunalpolitiker, Kultur-, Regional-, Religions- und Familiensoziologen an. Die Stellungnahme des Rates ist aus zwei Gründen wichtig: wegen ihres inhaltlichen Werts und wegen der Vertretung der Organisatoren. Der Rat hat die oben genannten Persönlichkeiten nicht akzeptiert, da ihre Tätigkeit nicht den satzungsmäßigen Zielen entspricht. In der vorgelegten Frage wurde zu Recht festgestellt, dass Eduard Pant und Johann Kroll „für ihre nationale Minderheit” tätig waren. Kein Punkt der Satzung berechtigt zu einer positiven Bewertung dieser Persönlichkeiten. In der Ausstellung präsentieren wir jedoch Persönlichkeiten anderer Nationalitäten, die sich für die polnische Identität Oberschlesiens eingesetzt haben.

Meiner Meinung nach definiert die Satzung des Pantheons, die sich auf das letzte Jahrhundert Oberschlesiens bezieht, die Ziele unserer Kultureinrichtung richtig.

Wenn die Satzung des Pantheons vorschreibt, dass nur Personen gewürdigt werden dürfen, die sich um das Polentum verdient gemacht haben und nach 1918 aktiv waren, wie kommt es dann, dass unter den Gewürdigten mittelalterliche Heilige wie Hyazinth von Polen und Hedwig von Andechs sowie Persönlichkeiten wie Mutter Eva von Tiele-Winckler oder der 1916 verstorbene Rabbiner Jacob Cohn sind? Ist das nicht ein Zeichen von Inkonsequenz?

Die Abweichung vom satzungsmäßigen Ziel wurde von den Autoren des Programms bewusst vorgenommen und vom Programmrat akzeptiert. Die Unvereinbarkeit mit dem Narrativ der Ausstellung ist nur scheinbar. Dank dieser Retrospektive wird ein inhaltlicher Gewinn erzielt, der sich in die Logik des Narrativs einfügt. Die Präsenz der heiligen Hedwig dient dazu, die Haltungen der Protagonisten im 20. Jahrhundert auf vielfältige Weise zu veranschaulichen. Die heilige Hedwig ist eine vorbildliche, vielschichtige Figur, die die religiöse Botschaft und die sich daraus ergebenden Pflichten der Herzogin gegenüber ihrer multinationalen Untertanenschaft miteinander verbindet. Der heilige Hyazinth ist der Patron der Diözese, und seine geistigen Erben sind die Bischöfe, Priester und Ordensschwestern, die in der Ausstellung vertreten sind.

Zu den ideellen Erben der heiligen Hedwig gehört zweifellos die „schlesische Samariterin” selige Maria Luise Merkert. Die selige M. L. Merkert war eine Frau mit großen Zielen, die sie konsequent verwirklichte. Im multikulturellen Schlesien gelang es ihr, Vorurteile, nationale und soziale Konflikte zu überwinden. Wie es Erzbischof Alfons Nossol, der Hierarch von Oppeln, formulierte: „Sie half allen, deshalb respektierten und liebten sie nicht nur Katholiken, sondern auch Evangelische und Juden”. Die Wirksamkeit ihres Handelns, die Anerkennung der Würde jedes Menschen, unabhängig von seiner nationalen Zugehörigkeit oder seinem Vermögensstatus, die sich aus dem christlichen Universalismus ergaben, sind Argumente, die für die Aufnahme dieser herausragenden Persönlichkeit in das Pantheon sprechen, trotz der zeitlichen Zäsur.

Jacob Cohn war ein Vertreter der jüdischen Gemeinde, der als Rabbiner umfangreiche soziale und pädagogische Aktivitäten durchführte. Er gründete jüdische Organisationen, setzte sich aber gleichzeitig für die gesamte multikulturelle Gemeinschaft von Kattowitz ein. Die Tätigkeit von Rabbi Jacob Cohn war seiner Zeit voraus und führte zu einem interkulturellen Dialog in der Gemeinschaft Oberschlesiens. Wie in den vorangegangenen Fällen haben die Verfasser des Lexikons, die Autoren des Programms und der Programmrat des Oberschlesischen Pantheons diese Persönlichkeit ausgewählt, die bereits vor hundert Jahren die Ziele einer modernen, für andere Kulturen offenen Gesellschaft verwirklichen konnte.

Wenn es nach Ihnen ginge, würden Sie Änderungen in der Satzung des Pantheons befürworten, damit kritische Stimmen berücksichtigt werden?

Meiner Meinung nach definiert die Satzung des Pantheons, die sich auf das letzte Jahrhundert Oberschlesiens bezieht, die Ziele unserer Kultureinrichtung richtig. Das Pantheon ist die einzige materielle Erinnerung an den hundertsten Jahrestag der Eingliederung eines Teils Oberschlesiens in Polen, der, wie ich bereits erwähnt habe, sowohl für Polen als auch für Oberschlesien ein Wendepunkt war. Die Geschichte Oberschlesiens aus tschechischer und deutscher Sicht wird im Schlesischen Landesmuseum in Troppau in der Tschechischen Republik, im Schlesischen Museum in Görlitz und im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen erzählt. Jede dieser Einrichtungen erzählt die Geschichte Oberschlesiens aus der Sicht der tschechischen und deutschen Volksgruppe. Die Gesamtheit der Erzählungen bildet ein historisches Narrativ aus verschiedenen Blickwinkeln.

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