Ein Klassiker der Fastenzeit während des Summern
Vor einigen Wochen, im Gespräch über Familientraditionen und Kindheitserinnerungen mit einer Dame, deren Vater aus Zobten am Berge/Sobótka stammt, kam spontan die Erinnerung an das Sommersingen auf. Wie sich herausstellte, pflegen ihre Familie, ihre Schwestern und sogar die Nachbarn diesen Brauch bis heute, wenn auch in einer etwas modernisierten Form.
Früher zogen Mädchen und Jungen von Haus zu Haus und sangen für die Bewohner. Das „Summern” fand nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten statt. Als Dank erhielten die Kinder Äpfel, Apfelsinen und vor allem Brezeln, die zu einem Kranz gebunden wurden. Besonders beliebt waren die Schaumbrezeln, auch „Bägel” genannt. Angeblich musste man ganze Hundert davon essen, bevor man sie im Magen spürte.
Heute sind solche Brezeln natürlich in guten Bäckereien oder an Marktständen in der Stadt zu finden. Vielleicht aber wird mit der Zeit eine schöne Tradition in den Haushalten Wurzeln schlagen: die Zubereitung einfacher Fastenspeisen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und zu einem festen Bestandteil familiärer Bräuche mit schlesischen Wurzeln werden.

Foto: Małgorzata Janik
Die Symbolik der Brezel – der ewige Rhythmus der Natur
Die Brezel ist nicht nur ein Gebäck, sondern auch ein Symbol der Jahreszeitenzyklen und der wiederkehrenden Sonne. Ihre verschlungenen Arme spiegeln die alte Dreiteilung des Jahres in Frühling, Sommer und Winter wider. Die kunstvollen Teigstränge erinnern an den Rhythmus der Natur, der seit Jahrhunderten das Leben der Menschen bestimmt.
So erfreut die Brezel nicht nur den Gaumen, sondern trägt auch eine tief verwurzelte Tradition und uralte Volksweisheit in sich.
Die Zubereitung dieser besonderen Leckerei ist nicht kompliziert. In der Zeitschrift „Sonntagsbote” von 1937 findet man folgendes Rezept: Ein Pfund Mehl mit einem Viertelpfund Butter, einem Achtelpfund Zucker, drei Eiern und vierzig Gramm Hefe vermengen. Den Teig teilen, aus jedem Stück eine lange Rolle (ca. 40 cm) formen, zur klassischen Brezelform verschlingen, mit zerlassener Butter bestreichen, mit Zucker, Zimt und gehackten Mandeln bestreuen und goldbraun backen.

Fotos: Schlesische Digitale Bibliothek
Mein Brezel-Rezept: 500 g Mehl, 30 g Hefe, warmes Wasser, Salz, Kümmel. Zuerst einen Vorteig aus 1 EL Mehl, Hefe und 150 ml warmem Wasser ansetzen. Nach ca. 20 Minuten das restliche Mehl hinzufügen und so viel Wasser einarbeiten, bis der Teig die gewünschte Konsistenz erreicht. Etwa 10 Minuten kneten, bis er geschmeidig ist. Anschließend 90 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen. Danach den Teig in 8 Stücke teilen, zu Rollen formen und in einer Acht verschlingen. Die Brezeln einzeln in kochendes Wasser tauchen – je 30 Sekunden pro Seite. Anschließend mit Kümmel und Salz bestreuen und auf ein Backblech legen. Bei 230 Grad ca. 15 Minuten goldbraun backen. Falls die Brezeln dicker sind, die Backzeit um 5-10 Minuten verlängern. Wer Kümmel nicht mag, kann stattdessen Mohn verwenden.
Bereit, eine fröhlich singende Kinderschar mit Brezeln zu beschenken? Vielleicht singen wir ja dann gemeinsam vor den Fenstern oder mit der Familie:
„Summer, Summer, Summer, iech bien a klenner Pummer…“
Małgorzata Janik